06.09.2022
Willy-Brandt-Schule Warschau II Zeitzeugengespräch mit Peter Keup während der Geschichtswerkstatt
Der allererste Tag der Geschichtswerkstatt "HIddenSTORY" begann in der Aula der Willy-Brandt-Schule Warschau. In fast vier Schulstunden waren die Schüler*innen der elften Klassen damit beschäftigt, gemeinsam mit der Referentin der Deutschen Gesellschaft e. V., Christina Heiduck, in die die Geschichte der europäischen Teilung einzutauchen und Grundlagen für die weiteren Workshoptage zu legen. Die Schüler*innen ergänzten dabei durch ihr Vorwissen, interessierte Nachfragen und auch eigene Familiengeschichten die vorbereiteten Inhalte der Geschichtswerkstatt.
Eine persönliche Geschichte füllte auch die letzten zwei Schulstunden des ersten Projekttages: die von dem Zeitzeugen Peter Keup. Er ist in der DDR aufgewachsen und nach einem Fluchtversuch 1981 vom SED-Regime in verschiedenen Gefängnissen festgehalten worden, bis er schließlich von der Bundesrepublik freigekauft wurde. Peter Keup ist daran gewöhnt, seine Geschichte vor Publikum zu erzählen und ihm zuzuhören fiel leicht – diesen Eindruck vermittelten auch die Schüler*innen. Ruhig und aufmerksam saßen sie in der Aula, ihre Fragen stellten sie erst zum Schluss. Sie interessierte zum Beispiel, ob Keups Familie über seine Haft informiert wurde, was er bejaht, und wie er den Mauerfall erlebt hat. „Der Mauerfall war für mich kein schönes Ereignis, weil ich dachte, jetzt muss ich das Land wieder mit denen teilen, die mich eingesperrt haben“, so Keup. Auf die Frage, ob ihm jemals klar war, dass er in einer Diktatur lebte, sagte er, dass die Vergleichsmöglichkeit fehlte: „Man weiß um Defizite, aber was wirklich gefehlt hat, hat man erst gemerkt, als man woanders gelebt hat“. Außerdem sprach er von einem Stresstest der gegenwärtigen Demokratie, auch in Polen. Zwischen ihm und den Schüler*innen fand ein Austausch statt, auf Augenhöhe und bereichernd für beide Seiten: Seitens der Schüler*innen wurden Details aus seiner Biographie auch noch am nächsten Tag in den Workshop eingebracht und auch Peter Keup sagte nach dem Gespräch, es habe ihm sehr gefallen.