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19.10.2022

Internationale Deutsche Schule Brüssel II Expertengespräch mit Dr. Jens Giesdorf

Wir schreiben das Jahr 1815, Napoleon ist besiegt und im Zuge des Wiener Kongresses wird das spätere Belgien im Zuge der Neustrukturierung der europäischen Landkarte dem preußischen Einflussbereich zugeteilt – ungefragt. Rund um die Provinz Malmedy in Ostbelgien entsteht die „Preußische Wallonie". Über Sprach- und Volksgrenzen hinweg ist die Region damit zwangsweise unter deutsch-preußischem Einfluss. Erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und mit dem Versailler Vertrag 1918 endet der deutsche Einfluss auf Belgien. Deutschland muss die Regionen rund um Malmedy und Eupen an Belgien abtreten, die zuvor Teil des seit 1871 bestehenden deutschen Kaiserreiches waren. Die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und der Angriff der Wehrmacht West-Europas 1940, verwerfen die staatlichen Konstellationen erneut. Nach dem Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland und während der Föderalisierung Belgiens in den 1960er Jahren, entstand in Belgien schließlich die Deutschsprachige Gemeinschaft. Sie kennzeichnete in den folgenden Jahrzehnten eine wachsende Autonomie vom Belgischen Staat aus. Mit heute knapp 77.000 Einwohner*innen und einer Fläche von ca. 846 km² ist sie eines der kleinsten Bundesländer weltweit. Welchen Bezug aber hat diese kleine Region zur DDR?


Den zweiten Projekttag an der Internationalen Deutschen Schule Brüssel sollte der Ostbelgien-Experte und Mitarbeiter im Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Dr. Jens Giesdorf prägen. Seine Expertise konnte den Schüler*innen die belgisch-deutsche Perspektive auf den Mauerfall eröffnen und das Verhältnis der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens zur DDR historisieren. Dies gelang Dr. Giesdorf in einem ausführlichen Vortrag und dem Bezug auf seine eigene DDR-Vergangenheit. Damit wurde der Experte im Rahmen seines Vortrages selbst zum historischen Subjekt. So verschlief der in Sachsen-Anhalt geborene Giesdorf regelrecht den Mauerfall, weil er im Jahr 1989 als Soldat der NVA einen Militärtransport begleiten musste und nicht darüber informiert werden konnte, dass die Mauer fiel. Für ihn, genauso wie für viele Mitglieder der deutschen Gemeinschaft in Ostbelgien, kam der Mauerfall überraschend. Sie befanden sich am 9. November 1989 nicht am Ort des Geschehens und viele verfolgten den historischen Moment im Fernsehen. Dabei war die Deutschsprachige Gemeinschaft aber nie nur medial mit der DDR verbunden. Neben der Veranstaltung von Studienreisen in die DDR, sportlichen Events wie einem „Orientierungslauf" im Harz mit ostbelgischer Vertretung gab es auch Besuche von Delegationen der deutschen Gemeinschaft Ostbelgiens in der DDR. Zwar ging die Verbindung der kleinen und im globalen Kontext des Kalten Krieges eher unbedeutenden Gemeinschaft zur DDR nie über die Ebene diplomatischer und freundschaftlicher Beziehungen hinaus, trotzdem war die Teilung Deutschlands auch hier spürbar. Es war deshalb wenig überraschend, dass nach der Wende einige DDR-Bürger*innen ihren Weg nach Ostbelgien fanden.

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