18.10.2022
Internationale Deutsche Schule Brüssel II Zeitzeugengespräch mit Peter Keup
„Meine Damen und Herren, willkommen in der BRD!". Das wurde den Insassen eines Busses in den Morgenstunden eines Tages im April 1982 gesagt, nachdem sie die Transitstrecke von der DDR in Richtung BRD passiert hatten. Gefüllt mit Staatenlosen, „Verrätern und Ausgestoßenen" war der Bus auf dem Boden der BRD angelangt – unter ihnen Peter Keup.
Peter Keup – der das Projekt „HIddenSTORY" bereits an der Willy-Brandt-Schule in Warschau begleitete – hatte sich an diesem Herbsttag 2022 eingefunden, um vor den Schüler*innen der zwei 12. Klassen der Internationalen Deutschen Schule Brüssel im Rahmen der Geschichtswerkstatt von seiner Vergangenheit in der DDR zu berichten. Humorvoll und dennoch ernsthaft erzählte Peter Keup, wie in ihm der Entschluss zur Flucht aus der DDR gereift war und wie dieser Entschluss seine Familie zerriss. Wie seine Flucht über die ungarisch-österreichische Grenze scheiterte, wie er in Isolationshaft und schlussendlich im Cottbusser Gefängnis landete und wie er Teil eines Gefangenkaufprogramms der Bundesrepublik Deutschland wurde, welches ihm ermöglichte, in einem Bus mit anderen Gefangenen in den ersehnten Westen zu gelangen. „Dreizehn-eins mitkommen!" – Monatelang war es die einzige Anrede, die Peter Keup in Untersuchungshaft zu hören bekam. Zu einer Nummer war er geworden, einer Ziffer im Getriebe eines Staates, der seinen Wunsch nach Freiheit einen Riegel vorzuschieben versuchte.
Die Resonanz auf Peter Keups bewegte Lebensgeschichte und insbesondere die Erzählung seiner Gefangenschaft war im Klassenraum spürbar. Dies zeigte sich ganz deutlich am großen Interesse der Schüler*innen in der anschließenden Fragerunde. Hier gelang es den Klassen durch viele und ebenso kluge Fragen nicht nur Peter Keup zu beeindrucken, sondern auch Unklarheiten und Missverständnisse zu beseitigen.
An diesem Tag wurde wie zuvor in Warschau und Palma deutlich, wie gehaltvoll die Erzählungen eines authentischen Zeitzeugen für ein junges und interessiertes Publikum sein können. Ihre individuellen Erfahrungen leben durch ihre Erzählungen im kollektiven Gedächtnis einer jungen Generation fort. Und nach diesem Tag auch im Gedächtnis der beiden 12. Klassen der Internationalen Deutschen Schule Brüssel.